top of page

Allemansrätt – Die Freiheit der Natur mit Verantwortung genießen


Frau liegt entspannt mit ihrem Hund im Zelt am Ufer eines schwedischen Sees, umgeben von Natur und strahlendem Sonnenschein – ein Moment voller Ruhe und Freiheit.

Stell dir vor, du könntest einfach losziehen, quer durch die Wälder wandern, dein Zelt an einem glitzernden See aufschlagen und Beeren direkt vom Strauch naschen – und das alles völlig legal. Klingt nach einem Traum? In Schweden ist das Allemansrätt (Jedermannsrecht) genau das: ein einzigartiges Gesetz, das allen Menschen das Recht gibt, sich frei in der Natur zu bewegen, unabhängig davon, ob das Land in Privatbesitz ist oder nicht. Doch bevor du jetzt deine Sachen packst und dich mit Zelt, Axt und Kochtopf ins Abenteuer stürzt – warte kurz! Denn mit dieser Freiheit kommt auch eine große Verantwortung.


Das Allemansrätt bedeutet nicht, dass man tun und lassen kann, was man will. Ganz im Gegenteil: Es beruht auf einem tief verwurzelten schwedischen Prinzip von Respekt, Rücksichtnahme und Nachhaltigkeit. Man darf die Natur genießen, aber nicht zerstören. Man darf sich bedienen, aber nicht im Überfluss. Und man darf zelten, aber bitte nicht im Vorgarten eines nichtsahnenden Schweden.


Freies Zelten? Ja, aber mit Bedacht!


Eines der schönsten Dinge am Allemansrätt ist, dass du fast überall in der Natur dein Zelt aufschlagen kannst – solange du dich an ein paar ungeschriebene Regeln hältst. Dazu gehört:

• Nicht zu nah an Wohnhäusern campen. Die Schweden schätzen ihre Privatsphäre. Ein Zelt mitten im gepflegten Garten eines Landhauses ist also keine gute Idee. Eine Faustregel: Mindestens 150 Meter Abstand zu bewohnten Gebäuden halten.

• Kein Lagerfeuer, wo es nicht erlaubt ist. Besonders im Sommer, wenn Wälder und Moore trocken sind, herrscht oft Feuerverbot. Falls erlaubt, nur an vorhandenen Feuerstellen oder mit einem mobilen Kocher.

• Nur kurzfristig campen. Maximal ein bis zwei Nächte an einem Ort, bevor es weitergeht. Wer länger bleiben möchte, sollte den Grundstückseigentümer um Erlaubnis fragen.


Freiheit heißt nicht, sich einfach zu nehmen, was man will


Das Allemansrätt gibt dir das Recht, dich an den Gaben der Natur zu erfreuen – aber bitte mit Maß und Verstand.

• Beeren und Pilze sammeln? Klar! Aber nicht im Überfluss. Schwedische Wälder sind ein wahres Paradies für Sammler, doch das bedeutet nicht, dass du alles abernten solltest. Lass immer genug für die Tiere übrig – und für den nächsten Wanderer.

• Blumen pflücken? Vorsicht! Während man sich an den meisten Wiesenblumen erfreuen darf, sind einige Arten streng geschützt. Besonders empfindliche oder seltene Pflanzen sollte man in Ruhe lassen.

• Einen Baum fällen? Besser nicht! Nur weil in Schweden Millionen Bäume wachsen, heißt das nicht, dass man sich einfach eine Kiefer für das Lagerfeuer fällt. Wer Brennholz braucht, nutzt Totholz (Torrved) – umgefallene Äste und Bäume, die bereits abgestorben sind.


Respekt vor der Tier- und Pflanzenwelt


Schwedens Natur ist nicht nur für Menschen da, sondern auch für die unzähligen Tiere, die hier leben – und die sollte man so wenig wie möglich stören:

• Musik aufdrehen? Besser nicht. Für Elche, Rentiere und Vögel kann laute Musik oder Geschrei puren Stress bedeuten. Naturerlebnis heißt nicht Festivalfeeling.

• Kein unnötiges Betreten empfindlicher Natur. Gerade in Nordschweden gibt es viele empfindliche Pflanzen, die es schwer genug haben, unter den rauen Bedingungen zu überleben. Trampelpfade nutzen und nicht quer durch Moorlandschaften stapfen.

• Wildtiere nicht füttern! So süß es auch sein mag, einem Rentier oder einem Fuchs eine kleine „Extra-Mahlzeit“ zuzustecken – das kann das natürliche Verhalten der Tiere verändern und ihnen mehr schaden als nützen.


Die ungeschriebenen Regeln des Allemansrätt – Schweden lebt sie, Touristen lernen sie


Für viele Schweden sind diese Prinzipien selbstverständlich. Sie wurden ihnen von klein auf beigebracht und sind tief in der Kultur verankert. Doch für viele Touristen, die aus Ländern mit strengeren Zugangsregeln zur Natur kommen, können diese ungeschriebenen Gesetze anfangs verwirrend sein.


Während ein Schwede intuitiv weiß, dass man in der Natur nur so viel nimmt, wie man braucht, niemanden stört und keine Spuren hinterlässt, neigt so mancher Tourist vielleicht dazu, den Wald als Selbstbedienungsladen zu betrachten. Doch das Allemansrätt ist kein Freibrief für hemmungsloses Naturerleben – sondern ein Vertrauensvorschuss, der nur dann funktioniert, wenn sich alle daran halten.


Fazit: Freiheit mit Verantwortung


Das Allemansrätt ist eines der schönsten Gesetze, die es gibt. Es gibt uns die Möglichkeit, die unberührte Natur Schwedens hautnah zu erleben, ohne Schranken und Einschränkungen – solange wir uns an die Regeln halten.


Nimm nur das, was du brauchst, hinterlasse nichts außer Fußspuren und behandle die Natur mit Respekt. So funktioniert das Allemansrätt – und so bleibt es auch für zukünftige Generationen erhalten.

 
 
 

Comentarios


bottom of page